Etappe 10 | Morzine les Portes du Soleil - Megève / Erdrutsche und die Tour

An den steilen Hängen von Gebirgsregionen können große Gesteinsbrocken und loses Geröll langsam oder katastrophal abrutschen: so genannte Erdrutsche. Die Überreste von Erdrutschen sind an vielen Stellen entlang der Tour de France zu finden, insbesondere während der Bergetappen. Erdrutsche sind in allen Gebirgsregionen der Erde verbreitet. Es handelt sich dabei um die Bewegung von Steinen und Erde entlang eines Hangs, wobei es sich um Sturz-, Gleit- oder Fließbewegungen handeln kann (siehe Abbildung). Vor allem das letztgenannte Phänomen, das Fließen, wird vielen Tour-de-France-Zuschauern nach der Etappe 19 der Tour 2019 in Erinnerung bleiben. Diese Etappe wurde kurz unterhalb des Gipfels des Col de l'Iseran abgebrochen, nachdem eine Schlammlawine die Straße vor dem Führenden Egan Bernal blockierte.

Die Mechanismen, die zu Erdrutschen führen

Ein Erdrutsch entsteht, wenn die nach unten gerichteten Kräfte, insbesondere die Schwerkraft, größer sind als die Festigkeit des Gesteins- und Bodenmaterials an einem Hang. Erdrutsche ergeben sich vor allem an Hängen, die bereits am Rande einer Bewegung stehen, nachdem die Festigkeit des Bodens durch Regenfälle, Schneeschmelze, Veränderungen des Grundwasserspiegels, Erosion durch Flüsse, Veränderungen des Grundwassers, Erdbeben, vulkanische Aktivitäten, Störungen durch menschliche Aktivitäten oder eine Kombination dieser Faktoren geschwächt wurde. Erdrutsche lassen sich nur sehr schwer vorhersagen, und wir können daher nicht immer verhindert werden. Erdrutschgefährdete Hänge können durch verschiedene Methoden stabilisiert werden, z. B. durch Absenken des Hangs, durch Verbesserung der Drainage, damit der Hang nicht mit Wasser gesättigt wird und seine Festigkeit verliert, oder durch Verstärkung des Hangs mit einer Kombination aus Beton und Erdankern (wie manchmal bei Bergstraßen).

Der tödliche Erdrutsch in Passy

Heute kommt die Tour-Karawane an einem der verheerendsten Erdrutsche in der Geschichte Frankreichs vorbei, im Dorf Passy in der Nähe des Mont Blanc und am Fuße des heutigen Schlussanstiegs. In der Nacht vom 15. auf den 16. April 1970 wurde Passy von einem katastrophalen Erdrutsch überrascht (Abbildung). Dieser Erdrutsch wurde wahrscheinlich durch das Schmelzen der dicksten Schneedecke seit Jahren verursacht. Das Schmelzwasser sickerte in den Boden ein und führte zu einer Abnahme der Bodenfestigkeit. In der Folge entstand am Übergang zwischen Fels- und Bodenmaterial eine Gleitfläche, über die ein Teil des Berghangs abrutschte, mit allen Folgen. Beim Erdrutsch von Passy kamen 71 Menschen, vor allem Kinder, ums Leben, als ein Teil des Sanatoriums du Roc des Fiz zerstört wurde. Ironischerweise war dieses Sanatorium für Kinder zwischen 4 und 16 Jahren gedacht, um sich in der gesunden Bergluft von Tuberkulose zu erholen. Im Jahr 2019 wurde an der Stelle des ehemaligen Sanatoriums eine Gedenkstätte errichtet (Abbildung).

I am a paleoclimatologist. That means I am combining climate science and geology to understand the climate conditions and climate changes throughout Earth’s history. My specialty is uncovering repetitive climate changes encrypted in the rock record. These climate rhythms were driven by changes in the astronomical location and orientation of Planet Earth relative to the sun, the so-called Milankovitch cycles.

David De Vleeschouwer

I am a geomorphologist specialized in high-mountain processes on Earth and Mars. My main goal is to minimize landslide and debris-flow hazards, by understanding and recognizing their triggers, flow dynamics, erosion processes, and deposits. This quest has taken me from mountain ranges all over the globe all the way to the mountains of Mars.

Tjalling de Haas